Ein neues Besucherzentrum in der südschwedischen Stadt Lund verwendet messingverkleidete, facettenartige Formen, um ungleichartige Gebäude miteinander zu verbinden und die rechteckige Front der Domkirche aus dem 12. Jahrhundert zu neuem Leben zu erwecken.
Das Design der Architektin Carmen Izquierdo, das aus einem preisgekrönten Entwurf entwickelt wurde, konzentriert sich auf eine durchgängig zeitgenössische Messing- und Glasintervention, die ihren Weg durch verschiedene ältere Gebäude nimmt und diese zu einem Gesamtbild verbindet. Die Front zur Straße Kyrkogatan besticht durch ein Messingvordach, das auf einfache Weise die Dachebene des angrenzenden Gebäudes über einem Eingangsvorplatz fortsetzt. Das Gebäude erstreckt sich zurück bis zur Kungsgatan-Straße, reicht dann mit expressiver Form – dem Auditorium – bis an die Domkirche heran und endet in einem Trichterfenster, das symbolisch bis zu den historischen Türmen heraufreicht.
Erweiterung der historischen Zeugnisse
Carmen Izquierdo erläutert: „Die Vision bestand darin, ein zeitgenössisches Gebäude zu schaffen, das den historischen Zeugnissen, aus denen das Zentrum von Lund besteht, ein neues Kapitel hinzufügt. Das neue Gebäude vermischt sich auf natürliche Weise mit dem Stadtbild, indem es den Maßstab und die Umrisse der bestehenden Gebäude aufgreift. Das Motto des Gewinnentwurfs war „Portal und Atrium”, und die Ambitionen des Originalvorschlags wurden für das abschließende Design mit einem vollständig neuen Programm ausgebaut.”
Im Inneren ist die Eingangslobby, die sowohl zum Domplatz als auch zu Kungsgatan offen ist, der dominante Raum. Mit dem doppelt hohen Atrium ist sie ein festlicher Versammlungsraum für Empfang, Ausstellungen und Catering und kann von den Büros im Obergeschoss eingesehen werden. Die Solidität der Betonwände mit den Verschalungsabdrücken steht hier im Kontrast mit der von vollständig verglasten Flächen geschaffenen Offenheit. Das ausdrucksstarke Auditorium ist als ein eigenständiger Raum mit seinem unverwechselbaren, trapezförmigen Trichterfenster ausgebildet, durch das man eine Sicht auf die Turmspitzen der Domkirche hat.
Eine Brücke für Besucher
Carmen Izquierdo fügt hinzu: „Das Gebäude schafft interessante innere und äußere sequentielle Zwischenräume und stellt für die Besucher eine Brücke in die Domkirche sowie ein Forum für tiefgreifende Studien und Diskussionen dar. Das neue Gebäude hat ein einfaches, aber ausdrucksvolles Design, das mit seinen Winkeln und Gefällen mit dem umgebenden Stadtbild interagiert. Für die Außenhaut des neuen Gebäudes wurde Messing gewählt, einnatürliches Material, das eine reiche, lebhafte Oberfläche bietet. Da dieses Material mit der Zeit verwittert, fügt sich das Gebäude allmählich in das Stadtbild ein.”
In seinem glänzenden Neuzustand steht das Gebäude sehr selbstbewusst da und fordert eine Reaktion der Besucher heraus. Wenn das Messing jedoch nach ein paar Jahren auf natürliche Weise dunkler wird, nimmt es ein subtileres, zeitloses Aussehen an. Durch die Formgebung und Entwicklung des Gebäudes auf dem Standort gelingt es, wichtige historische Blickwinkel zu erhalten und gleichzeitig neue Perspektiven zu schaffen. Rund um das Besucherzentrum entstehen außerdem vielfältige und noch geschlossenere öffentliche Bereiche. Bei der Eröffnung im letzten Jahr beschrieb Bischöfin Antje Jackelén das Gebäude sehr treffend als „die erweiterte Umarmung der Domkirche”.